Tomb Raider
Es ist schon spät als wir die Grenze nach Kolumbien passieren. Und so tritt genau das ein, was Kitty nicht wollte. Nachts in Kolumbien nach einer Übernachtung suchen. Schließlich finden wir einen bewachten Parkplatz bei einer Bergbahn-Station. Etwas abseits, am Rande des Parkplatzes, kann Kitty ihr Zelt aufstellen und wir das Auto umbauen. Die Wärter sind so nett, dass wir ihnen die mitgebrachten deutschen Weinbärchen opfern.
Micha ist nicht glücklich darüber.
Am nächsten Tag geht es von hier aus per österreichischer Gondel und extra langsam in Schrittgeschwindigkeit zu der berühmten Laja Kirche. Die Kirche schmiegt sich eng an einen steilen Berghang und eine hohe Brücke verbindet sie mit der gegenüberliegenden Seite. Unten blubbert ein kleiner Fluss in der Tiefe. Das Gesamtbild kann sich durchaus sehen lassen, auch wenn es sich eher um einen Neubau handelt.
Seit Kitty da ist, sind wir etwas schneller unterwegs als sonst. Zum einen werden wir früher geweckt, zum anderen will sie natürlich etwas sehen und ihren Urlaub nicht mit uns herumtrödeln. Wir fahren an die Laguna Cocha, wo wir die zwei Argentinier aus Montanita wiedertreffen. Die Zwei haben ein sehr geringes Budget. Sie finanzieren ihre Reise durch den Verkauf von Schmuck und Kniffel-Spielen. Eine mühsame Angelegenheit. Es dauert Stunden etwas zu entwerfen und fertigzustellen und manchmal gelingt es auch gar nicht. Dennoch sind sie glücklich und zufrieden überhaupt reisen zu können.
Die beiden empfehlen uns eine Wanderung zu einem Wasserfall den wir auch nach Stunden nicht finden, obwohl wir ihn schon hören konnten. Alles ist mit Sträuchern zugewuchert und wir kommen nur langsam vorwärts. Die kleine Bergtour durch das kolumbianische Allgäu hat trotzdem Spaß gemacht.
Eher zufällig fahren wir die Trampolina de la Muerte, die Todesstraße Kolumbiens. Erst später wurden wir aufgeklärt. Vielleicht sind wir mittlerweile auch einfach nur abgehärtet und eine enge, teilweise mit bröckeligen Hängen und abstürzende Straße stresst uns nicht mehr. In unserem kleinen Auto kein Problem, aber in einem großen LKW mit Gegenverkehr oder bei Regen kann es ganz anders aussehen.
Wir erreichen San Augustin und beziehen unser Zimmer in der Casa de Nelly, einem schnuckligen, kleinem Hostal mit einem wunderschönen Garten. Die Landschaft ist bergig und grün, es wachsen Kaffeepflanzen und Bananenbäume. Wir können uns gut vorstellen hierher auszuwandern und einfach nur Kaffeebauer zu werden. Doch zuerst machen wir eine Pferdetour durch die Gegend zu einer der kleineren Prä-Inka Ruinen. Elli können wir nirgendwo lassen, also nehmen wir sie mit. Im Rucksack auf dem Pferd. Für mich etwas unbequem, für sie vermutlich auch, aber es ist die einzige Möglichkeit.
Unser Guide ist sehr redselig und freut sich, dass er sich mit mir unterhalten kann. So erzählt er auch, dass er nach Gräbern (und deren Grabbeigaben) sucht, die hier überall in den Hügeln zu finden sind. Er erzählt, dass die Regierung nichts für den Schutz der Kulturgüter bezahlt und er gezwungen ist, sie zu verkaufen. Überprüft haben wir diese Aussage nicht. Auch möchte er mit uns und ein paar meterlangen Sonden auf nächtliche Grabsuche gehen, doch wir lehnen dankend ab.
Das Highlight der Region ist der archäologische Park, in dem viele Steinfiguren aus einer Prä-Inka Kultur aufgestellt sind. Leider konnten wir nicht in Erfahrung bringen, wie die Kultur genannt wird. Sie haben ihre Kinder den Göttern geopfert, wie manche der Figuren eindrucksvoll schildern.
Zurück im Hostal bereiten wir ein nettes Barbeque zu. Allzu häufig bietet sich uns nicht die Gelegenheit auf so viel Küchenzubehör zurückzugreifen. Wir treffen auch wieder auf den australischen Motorradfahrer, den wir ein Camp zuvor kennengelernt haben. Es wird ein netter Abend mit ein paar Gläschen Wein.
Damit neigt sich die Zeit in Kolumbien auch schon dem Ende zu. Kitty muss zurück nach Hause und wir müssen zurück nach Santiago, ca. 6.000 km weiter südlich, um unser Auto zu verkaufen. Legal ist dies nur innerhalb von Chile möglich. Wer noch an Europa zweifelt, sollte dies noch einmal überdenken. Europa bietet auch ein paar Annehmlichkeiten, die man recht schnell vergisst...
Als Abschluss besuchen wir in Mocoa den Fin del Mundo Wasserfall. Die unfreundliche Lady am Eingang lässt uns nicht mit Hund auf dem Wanderweg. Wir lassen Elli unwillig und mit schlechtem Gefühl in ihrer Obhut. Den ganzen Weg nach oben verbringe ich damit sie und ihre Engstirnigkeit zu verfluchen. Ich mache mir Sorgen und bin gereizt. Wir treffen andere Hunde unterwegs, auch Kühe und Pferde, aber unser Hund darf nicht mit...
Ach ja, die dürftige Erklärung war, weil sie das Wasser trinken und der Hund pieseln könnte. Na, dann freue dich mal auf was... Außerdem baden Leute im Fluss und in den Wasserfällen.
Irgendwann setzt leichter Regen ein. Es ist schwül, der Weg ist matschig und der Regenwald wird einfach nicht trockener. An einem kleinen Wasserfall müssen wir den Fluss überqueren. Micha geht zurück, den er will nicht komplett nass werden. Wasserfälle hatten wir schon zur Genüge und er mag mein Gemecker über die Eingangs-Lady nicht mehr hören.
Bis zum Endpunkt ist nicht mehr weit. Allerdings müssen wir den Fluss noch einige Male durchqueren. Einmal sogar auf einer Steinplatte, direkt über einem Wasserfall. Es folgten noch mehrere Wasserfälle. Die Einheimischen nutzen den Fluss hier und da zum baden. Den eigentlichen Wasserfall sieht man leider nicht vollständig. Die Kante bricht urplötzlich ab und das Wasser fällt mehrere hundert Meter abwärts. Das Ende der Welt. Kitty und ich robben etwas näher an die Kante heran. Doch selbst dabei ist mir mulmig. Ganz runter sehen wir trotzdem nicht. Trotzdem war das eines der Highlights in den letzten Tagen.
Micha wartet am Auto. Elli ist Ok, aber man konnte sie schon von weitem jammern hören. Es geht zurück nach Pasto, so wie wir gekommen sind. Wieder über die Trampolina de la Muerte. Wir haben noch zwei Nächte in einem schönem Hostal mit Pool etwas außerhalb der Stadt, bevor wir Kitty zum Flughafen bringen.
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