Carretera Austral
Nach der Grenze bei Chile Chico beginnt sie, die Carretera Austral Zumindest der Abschnitt den wir machen wollen. Bis vor kurzem hatten wir das gar nicht auf dem Plan. Schon der erste Abschnitt von Chile Chico Richtung Marmor Caves und Puente Tranquilo ist ziemlich spektakulär. Die Strasse windet sich in Serpentinen und meist ohne Leitplanke den Berg hinauf. Zu einer Seite den Berg zur anderen Tiefblicke auf den Lago....
Der abwechslungsreiche Straßenbelag reicht von (wenig) Asphalt, über festen Feldweg bis hin zu Schotterpiste voller Bodenwellen und Schlaglöcher. Gerade an steilen Stücken werden die Bodenwellen immer schlimmer und die Fahrbahn immer enger. Das bringt den Kreislauf in Schwung und die Hände zum Schwitzen.
Die "Cathedral de marmol" hingegen verleitet einen dazu, sich etwas Großes vorzustellen. Die nur vom Wasser zugänglichen Höhlen sind das nicht unbedingt. Steil und ruppig führt der Weg hinab zum Kayakverleih...viel Spaß beim Rückweg ohne Allrad. Die Höhlen bestehen aus Marmorfelsen bzw. kleine Inseln, die an der Basis vom Wasser zerfressen sind. Per Kayak kann man ein wenig zwischen den Windungen hindurchfahren. Ist aber auch ein bisschen erschreckend. Wenn man nur ein wenig Gefühl für Statik hat, dann spürt man, dass diese "Füßchen" viel zu dünn sind, um die ganze Felsmasse darüber zu tragen.
Anmerkung Micha:
Im Doppelkayak kann man hinten ganz gut die Richtung bestimmen. Das Gemecker von vorne leider nicht...
Die Landschaft erinnert ein wenig an Europa. Üppiger als das bisherige Patagonien, mit herbstlich gefärbten und gelb leuchtenden Pappeln, durchsetzt mit kleinen Dörfern, wo die Kühe noch auf der Weide stehen und die Hühner noch rumlaufen und das ganze vor einer Bergkulisse.
Michas unbekümmerter Fahrstil sorgte immer mal wieder für Herzklopfen. Auf der Suche nach der besten Fahrspur immer zu nah am Rand, wo die Strasse weich oder von Wasserläufen zerfressen ist... Doch schon am zweiten Tag wurde die Fahrbahn besser und die Herzklopfmomente weniger. Die Carretera ist gezähmt. Viele Asphaltabschnitte, nehmen etwas vom Flair, den sie laut Erzählungen einmal hatte. Mag sein das der südlichste Teil Richtung Sackgasse in Villa O'Higgins noch ursprünglicher ist.
Wir haben schließlich auch unsere tschechischen Freunde wieder getroffen. Wieder verfallen wir in alte Gewohnheiten: Wandern in den Nationalparks und Kochen. Während wir eher auf schnelles Essen vorbereitet sind, so nehmen sich unsere Freunde doch sehr viel mehr Zeit und überraschen uns mit tollen, hausgemachten Gerichten, wie z.B. Dampfknödel mit Braten. Richtig Braten ! Denn sie haben auch einen kleinen Ofen und einen Generator dabei. Oder gebackener Aubergine mit Honig. Während wir in unserem Urlauben sonst eher abnehmen, wird es dieses Mal nichts damit werden. Zumindest solange wir weiter zusammen reisen. Auch Micha hat seine Leidenschaft fürs Kochen entdeckt, speziell für Süßkram, während ich zum Spüldienst degradiert wurde.
Anmerkung Micha:
Beim nächsten Gericht,welches ein ausgeprägtes Röstaroma benötigt, wirst Du wieder befördert !
Eher zufällig gelangten wir auf der Suche nach einen Campingplatz an den Lago Roosvelt. Die Lagune war aber so schön, dass wir noch einen entspannten Tag länger blieben. Den ganzen Tag lang am rauchenden Lagerfeuer, Musik und Bier, dazu Sonnenschein und gute Stimmung. Was will man mehr. Direkt hinter unserem Camp fing der Regenwald an, so dass selbst die Toilettengänge zum Erlebnis wurden. Unbekannte Vogellaute, Moose und Farne überall.
Während es in Europa eher ungewöhnlich ist für Natur zu bezahlen, scheint dies in Chile normal zu sein. In jedem Nationalpark gibt es Parkranger und Informationszentren, wo bei uns eine einfache Infotafel ausreichen würde. Zudem werden hier Ausländer diskriminiert, den für uns gelten andere Preise als für die Einheimischen.
Pumalin Nationalpark
Gegründet von Douglas Tompkins, dem Gründer von North Face, soll er den gemäßigten, chilenischen Regenwald schützen. Ehrfürchtig wanderten wir durch Wald, der am ehesten aus einem Märchen sein könnte. Bäume bewachsen mit Farnen und Moosen, kleinwüchsige Palmen und riesenhafte Blattpflanzen. Die Sonne, die im dichten Gewirr Licht und Schattenspiele hervorzaubert und furchtlose kleine Vögel die rascheln und unbekannte Laute von sich geben.
Wie zerbrechlich diese Welt ist zeigte sich 2008 als der Vulkan Chaiten erwachte und pyroklastische Ströme die Regenwälder an seinen Hängen zerstörten. Der neue Wald wächst nur langsam zwischen den abgestorbenen Baumriesen heran. Kolibris fliegen die roten Blüten großer Fuchsiensträuchern ab. Nur zu gerne hätten wir uns etwas Schatten an diesem sonnigen Wandertag gewünscht.
Im Krater hingegen wächst eine neue Gefahr heran: ein neuer Kegel hat sich gebildet, der mittlerweile schon ca. 200 m hoch ist. Ab und zu hört man Steine den steilen, dampfenden Kegel hinunterrollen. Man mag sich nicht vorstellen, das dies irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft diese wunderschöne Märchenwelt und alles was darin lebt zerstören könnte. Schließlich machte der Regenwald am dritten Tag seinem Namen alle Ehre. Die Berge stecken in dichten Wolken und es regnet konstant. Ein Glück sind die Camingplätze hier überdacht. Es soll die nächsten Tage so bleiben, da bleibt uns nichts anderes übrig als unser Glück weiter nördlich zu versuchen.
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