Das Pantanal in Brasilien ist eines der größten Sumpfgebiete der Welt. Einmal im Jahr wird ein großer Teil des Geländes überflutet, während in der Trockenzeit viele der Lagunen austrocknen. Auf der Suche nach Kaimanen, Piranhas und dem Jaguar machten wir uns mit dem Orientel Express Zug auf die 17-Stündige Reise...
Wir dachten uns, so eine Zugfahrt ist entspannter als eine Busfahrt. War sie auch, als wir nach dem gefühlten tausendsten Schlagloch genügend Überzeugung besaßen, dass wir doch nicht entgleisen. Und es gibt eine Express Zug der noch schneller fährt. Mit Schlafkabinen um in den Schlaf geschlaglocht zu werden. Dann mal gute Nacht...
Schon auf der Fahrt ins Pantanal konnten wir dutzende Kaimane an den Lagunen sehen, Tucane, einige Affen in den Büschen und zahlreiche Wasservögel.
Das Anwesen hat seine Glanzzeiten schon hinter sich. Doch die Atmosphäre ist entspannt, alles muy tranquillo. In den Palmen im Garten sitzen blaue Aras, morgens und abends kann man den Vögeln beim Konzert zuhören. An der Laguna sitzt "Ali", der Hauskaiman. Es springen Katzen, Hunde, Pferde und Kühe fröhlich herum.
Der erste Tag beginnt mit einem Dschungeltreck. Unser Guide, "Anaconda" ist recht alternativ und auch witzig. Weitere Nachfragen zu seinem Spitznamen haben wir uns erspart...
"Take shorts and Flip-flops for the walk, it can get muddy".
Natürlich haben wir das nicht getan. Wer möchte schon ernsthaft in Flip-flops durch den Dschungel laufen? Die Spinnen und sonstige Krabbeltiere haben uns gestern bei der Nachtwanderung schon beeindruckt...
Kaimane hat es in den Lagunen massig und wir wissen, dass es hier auch Piranhas gibt. Im Anschluss sollen wir für das Abendessen welche angeln.... Da hätte ich freiwillig keinen Zeh reingesteckt...Doch genau das ist der Plan!
Der ungewöhnliche Dschungel besteht hauptsächlich aus Palmen und Schlingpflanzen, die recht weit auseinander stehen. Der Boden ist sandig, teils mit Blätter bedeckt und mit wenig Vegetation. Vermutlich mögen es nur wenige Pflanzen monatelang überflutet zu werden.
An der ersten Lagune dann die große Überraschung: Ab ins Wasser!
Zum Glück ist das Wasser nur knietief und der Schlamm fühlt sich recht weich an. Trotzdem macht uns die Vorstellung, was sich alles in dem Wasser befinden könnte, etwas Sorgen. Es sollten dann noch etwa 8 weitere Lagunen folgen.
An einer Lagune ging uns das Wasser bis zur Brust, was vor allem für die kleineren Personen unter uns nicht ganz angenehm war.
An einer weiteren Lagune war ein Kaiman keine drei Meter von uns entfernt. Seine Augen blitzen neugierig in unsere Richtung. Als er untertauchte, kam bei Sarah und Martina leichte Panik auf. Scheinbar greifen sie keine Menschen an - wir sind als Beute zu groß. Martina und Sarah sind aber nicht sonderlich groß… So hat sich deren Geschwindigkeit in einer unerwarteten Weise bemerkenswert beschleunigt.
Irgendwann stellte sich eine gewisse Beruhigung ein. Anaconda ist seit 23 Jahren Guide und er lebt immer noch. Man muss auch einmal auf Andere vertrauen können. Schließlich sind wir auch barfuß durch den Dschungel gelaufen. Whatever....
Diesen Treck werden wir so schnell nicht vergessen. Einige Kapiwaras (Wasserschweine), ein paar Nasenbären, ein Reh und etliche Vögel durften wir bewundern.
Am Nachmittag steht Piranha fischen auf dem Programm.
Eine ganze Weile bin ich am überlegen, ob ich wirklich einen Piranha töten möchte. Doch ich muss fairer Weise zugeben, dass ich noch Fisch esse. Wenn ich keinen töten kann, sollte ich auch keinen essen. Zudem bilde ich mir ein, dass die meisten Piranhas eh sterben, wenn die Lagunen in der Trockenzeit austrocknen...
Ich muss zugeben, dass Angeln hat Spaß gemacht. Es weckt Kindheitserinnerungen. Zudem war ich mit ca. 10 Piranhas recht erfolgreich. Doch selbst Martina und Sarah, beide Vegetarierinnen, hatten Spaß. Kaum ist der Köder - Rinderherz - im Wasser, dauert es kaum ein paar Sekunden, bis der erste daran knabbert. Die Kunst ist es, den Fisch nicht nur knabber zu lassen. Bei einigen war das Verhältnis geangelter Fisch zu verwendeten Köder gewichtsmäßig recht ausgeglichen.
Der nächste Tag mit einer Bootstour war, verglichen mit dem Treck, fast schon langweilig. Der Jaguar ließ sich auch nicht blicken und auch sonst keine weiteren Tiere. Nur jede Menge Vögel und noch mehr Kaimane.
Auch unser Guide hat in seiner Laufbahn nur ca. 15 Mal einen Jaguar gesehen. Die Vegetation bietet prima Deckung und wir machen selbst beim Versuch leise zu sein so viel Krach, dass er schon lange vorher gewarnt ist.
Nachmittags steht Reiten auf dem Programm. Wieder durch die Lagunen, aber dieses Mal hoch zu Pferd. ...Das ist etwas weniger eindrucksvoll als zu Fuß...
Am letzten Tag steht nochmals ein Dschungeltreck an. Wir sind fast schon enttäuscht, dass wir dieses Mal trocken bleiben. Die größeren Tiere bleiben versteckt, nur einige blaue und rote Aras lassen sich blicken. Die meisten Tiere haben wir seltsamerweise entlang der Straße gesehen. Selbst ein paar neugierige Riesenotter haben sich kurz blicken lassen.
Wir sind zufrieden mit der Tour. Die Guides haben ihren Job gemacht. Die Rückfahrt zur bolivianischen Grenze sollte in der Tour inbegriffen sein, doch davon will der Touranbieter in Corumba jetzt nichts mehr wissen.
Nach etlichen Telefonaten erklärt er sich bereit uns zu fahren, für extra Geld....
Wir fahren in dem selben Bus zurück, der auch uns ins Pantanal gebracht hat. Und es steigen sogar noch weitere Touristen aus. Würde der Bus wirklich sonst leer zurückfahren ?? Auch sollte es einem zu denken gegeben, dass er auch den anfangs verhandelten Preis auf einmal neu verhandeln wollte. (Indi Tours - vielleicht nicht die beste Wahl).
Die probieren es halt, die gut gelaunten Brasilianer...
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