Nicht weit von Cuenca entfernt liegt Ingapirca, die einzige gut erhaltene Inkaruine Ecuadors, die von den spanischen Eroberern weitgehend verschont geblieben ist. Das dafür die ländliche Bevölkerung die Steine später abgetragen haben, ist eine andere Geschichte…
Ingapirca bedeutet übersetzt „Inka Mauer" und wurde zum Ende des 15. Jahrhunderts von den Inkas nach und nach über die bestehenden Strukturen der Canari Bauwerke errichtet. Am Ende blieb von den Canari nur eine Grabstätte erhalten, alle anderen Bauwerke wurden im Inka Stil neu modelliert…und dienten vermutlich als Festung oder als Wegpunkt zwischen der königlichen Straße von Cuzco nach Quito.
Oder als religiöse Zentrum oder als alles zusammen….
Voller Elan erzählte uns unser Guide die Geschichte dieser Stätte und ließ sich auch nicht von einem kalten Regenschauer bremsen. Wir froren und hörten gespannt zu. Er hat seinen Job gut gemacht und so ist selbst bei mir richtig viel Geschichte in Erinnerung geblieben, die ich nun versuchen werde, euch etwas näher zu bringen.
Vor den Inkas lebten die Canari in diesem Tal. Als die Inkas es auf kriegerischen Wege alleine nicht schafften sie zu bezwingen, schlossen sie Verträge mit ihnen und näherten sich so langsam an. Nach und nach drängten die Inkas den Canari ihre Kultur und Religion auf und übernahmen die Herrschaft.
Ingapirca war ein religiöser Ort der Canari, für die der Mond der Hauptgott war. Sie ist auf einen ovalen, natürlichen Felsen gebaut, der die Ausrichtung von Ost nach West hat - zum Sonnenaufgang und zum Sonnenuntergang.
Die Inkas bauten eine Wand mit je vier unterschiedlichen Nischen auf jeder Seite. In die Mitte des Felsens. Jeweils zum 21-sten Juli, August, September und Oktober scheint die Sonne (beim Auf- oder beim Untergang) genau in eine dieser Nischen hinein und zeigt somit den Bauern, wann es Zeit ist zu sähen oder zu ernten.
Immer noch gut erkennbar sind Teile der Canari Bauwerke. Die Häuser bestehen aus Bachsteinen und die Räume sind oval. Die Inkas hingegen benutzen grünliches Vulkangestein und bauten quadratische Räume. Etwa 3.000 Menschen haben in diesem Tal gelebt. Man sieht noch den getrennten Bereich, wo die Jungfrauen, die den Priester dienten, gelebt haben.
Der Mondtempel mit einem Königsgrab ist ebenfalls ein Überbleibsel der Canari, welcher von den Inkas akzeptiert und integriert wurden. Für die Inkas ist der Mond jedoch nur eine sekundäre Gottheit.
Zu einer bestimmten Zeit im Jahr trifft das Sonnenlicht, zwischen den Gassen hindurch direkt auf den Grabstein und bringt diesen zum leuchten.
Auch war es zu dieser Zeit üblich, dass wenn der Anführer stirbt, seine nächsten Anhänger und seine Frau Selbstmord begehen, um ihm im nächsten Leben zur Seite stehen zu können. So hat man im Grab sieben Leichen in Fötusstellung gefunden. Begraben unter drei Schichten aus jeweils Steinen und Erde, welche die verschiedenen Welten symbolisieren. Den Himmel, die Erde und die Unterwelt
(symbolisiert durch den Condor, dem Puma und die Schlange).
