"Das Wetter wird euch schon aus Patagonien raus treiben..." Dieser Satz sollte sich bewahrheiten. Seit ca. 2 Wochen regnet es mehr oder weniger ohne Unterbrechung bei Temperaturen kurz vor dem Gefrierpunkt. Aber noch geben wir nicht auf und trotzen dem Wetter mutig...es gibt noch so viel zu sehen...
Die perfekt geformten Vulkankegel des Osorno und Cabunco verbargen sich geschickt in Wolken. Voller Hoffnung auf eine Lücke im Nebel und auf einem möglichen Campingplatz fuhren wir trotzdem hinauf zum Aussichtspunkt des Osorno. Mit jeder Kurve wurde das Wetter unwirtlicher und der Wind stärker, bis er schließlich am Aussichtspunkt beinahe Orkanstärke erreichte. Rechts und links ließen alte Lavafelder erahnen, welch interessante Landschaft sich hier bei gutem Wetter erblicken lässt. Momentan erinnerte alles eher an eine Endzeitlandschaft.
Hier können wir nicht bleiben.
Die Landschaft ab Puerto Montt hat sich verändert. Vorbei ist die raue, schroffe Landschaft Patagoniens mit den weiten Prärien und den flechtenbehangenen, knorrigen Wäldern. Stattdessen trifft man auf üppige grüne Wälder, unseren europäischen Wäldern nicht unähnlich. Viele deutsche Auswanderer haben sich hier niedergelassen, was vielleicht auch die qualitativ einwandfreien Straßen und den akkuraten Vorgarten erklärt. Jedenfalls scheint der deutsche "Kuchen" hier bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben. Vor allem ist es hier aber viel bevölkerter, was die Suche nach einem ungestörten Camp etwas erschwert.
In Puerto Montt hatte ich versucht die offizielle Besitzurkunde für mein Auto zu erhalten. Leider ohne Erfolg. Ein Postfach kann man als Adresse nicht angeben.... deswegen werden jetzt meine Papiere nicht erstellt. Egal ob ich hier vor dem guten Mann stehe und meine Original Papiere vor seine Nase halte. Die einzige Person, welche die Adresse abändern kann, ist die Notarin die das Papier ursprünglich erstellt hat (und das nicht wusste) Die selbe Person die auch nicht auf meine EMail reagierte...., oder auf Briefe... Hoffentlich arbeitet sie da noch oder hat nicht gerade Urlaub...
Wenn alles schief geht, werde ich nochmal nach Punta Arenas, fliegen müssen....Vielleicht kann man das Problem aber auch in Santiago in der Hauptzentrale lösen. Immerhin konnte wir die Grenze nach Argentinien abermals mit den vorläufigen Papieren passieren.
Zwischenzeitlich sind wir in Bariloche angekommen. Bei gutem Wetter ist es hier sicherlich eine schöne Gegend. Ähnlich den Alpen, mit Bergen, Wäldern, jede Menge Seen und ebenso vielen Touristen. Wir sind immer noch mit unseren tschechischen Freunden unterwegs. Wir haben einen tollen versteckten Spot direkt am See gefunden, zugänglich über eine schlechte Schotterstraße. Doch das Wetter meint es nicht gut mit uns. Erneut Regen und kalte Temperaturen. Trotz Lagerfeuer - richtig Spaß macht Reisen in diesem Wetter nicht.
Wir sind einfach zu spät dran. Die herbstlich gefärbten gelben Blätter an den Bäumen erinnern uns. Wir müssen zügiger nach Norden. Schade, aber ein paar Orte müssen wir überspringen.
Kurz vor der Grenze nach Chile ändert sich die Landschaft abermals und erinnert mit hügeligen Prärien einmal mehr an Patagonien. Direkt an der Grenze zu Chile liegt der vulkanisch geprägte Park Lanin. Zu gerne hätten wir ihn besucht, aber bei dem kalten Wetter macht es keinen Sinn. Das Thermometer zeigt zwei Grad und es hagelt. Heute bestehe ich auf ein Hostel.
Der erste Vulkan der sich nicht versteckt, ist der Villarica. In der Abenddämmerung erstrahlt rötlich vom Magma angeleuchtet eine kleine Rauchfahne. Der Bilderbuch Vulkan sticht sehr deutlich aus der Landschaft heraus. Es ist der einzige schneebedeckte Berg in einer ansonsten grünen Landschaft. Bei gutem Wetter kann man ihn mit einem Guide besteigen. Doch der nächste Tag ist zu windig und der Tag darauf zu wolkig. Statt in den Magmasee zu schauen begnügen wir uns mit den Los Pozones Thermas. Martina freut sich schon seit einem Monat darauf. Unsere tschechischen Freunde wohnen schon zu lange in Spanien und vertragen kein kaltes Wetter mehr ;)
Schließlich mussten wir uns doch trennen, den die Zwei müssen etwas eher in Bolivien sein und Micha möchte noch das Valdivian Coastal Reserve etwas weiter südlich sehen. Wir sind zuversichtlich sie erneut zu treffen..
Hoppe Hoppe Reiter, wenn er fällt dann schreit er. Fällt er in den Graben, fressen ihn die Raben. Fällt er in den Vulkan,...
Author Micha
Villaricca verbindet mit dem gleichnamigen Vulkan Glück und Leid im gleichen Maße. Ohne den Vulkan als Hauptattraktion würde das Touristen Städtchen Pucon vermutlich so nicht bestehen können. Es macht der Satz die Runde, dass Villaricca der Ort ist, wo die Einheimischen leben und Pucon nur für die Touristen gebaut wurde..
Auf der anderen Seiten besteht die konstante Gefahr eines ernsthaften Vulkanausbruch mit Evakuierung und Zerstörung.
Nachdem sich einige tödliche Unfälle ereignet haben, ist der Vulkan Aufstieg nur noch mit Guides erlaubt. Maximal 12 Personen pro Gruppe mit 3 Guides.
Der Europäer kratzt sich verwundert am Kopf und denkt an die vielen Kreuze in unsern Gebirgen und an natürliche Auslese. Jeder sollte seine Fähigkeiten selbstkritisch hinterfragen und danach verantwortlich handeln. Ich möchte jedenfalls nicht bevormundet werden. Besonders dann nicht, wenn der Weg wie auf einer Autobahn nicht zu übersehen ist. Da trampeln täglich dutzende Menschen hoch !
Per Zufall haben wir am Tag zuvor bei einem Gastgeber aus Österreich in einer schnuckligen Holzhütte übernachtet. Der sieht das Ganze eher kritisch. Verständlich, wenn man mit Bergen rechts und links aufgewachsen ist.
Und was haben wir gemacht? Wir sind natürlich auch zu einem Tour Anbieter gestiefelt und waren bereit 85.000 $ auf den Tisch zu legen. Stolze 115 € dafür das dir jemand den offensichtlichen Weg zeigt... Wenn ich daran denke, dass wir in Tadschikistan eine Woche lang am Karl Marx Peak unsere eigenen Wege gesucht haben...
Bei mir war sehr viel innerer Widerwillen zu überwinden...
Jetzt will mir jemand das Händchen halten bei einem Vulkan, bei dem die Hälfte der Strecke mit einem Sessellift überwunden werden kann ?
Dann kam der altbekannte Ausspruch, wir sind aber nur einmal hier... Genau darauf zielen diese Wegelagerer doch ab! Doch all mein Gemecker hat letztlich nichts genützt...Dann mal rein ins Office...
Leider waren die Aussagen des Veranstalters nicht ganz nach unseren Erwartungen. Auch die "Vertragsbedingungen" waren nicht richtig zufriedenstellend. Bei Start des Hike: keine Erstattung. Zusätzlich kann der Guide jederzeit nach eigenem Ermessen die Tour abbrechen.
Wie wäre es denn mit etwas mehr Kundenfreundlichkeit: Wird die Tour durch den Guide abgebrochen, dann kostet die zweite Tour nur noch die Hälfte. Oder habt ihr einfach zu viele Touristen?
Für unser Zeitfenster wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 40 km/h vorhergesagt, Wolken und keine Garantie auf die Sichtung der flüssigen Lava im Vulkan. Auf unsere Nachfrage wie sich die Guides ihn ähnlichen Situationen verhalten haben, wurde eher ausweichend geantwortet.
Leute, ihr macht das doch nicht zum ersten Mal. Und Wind ist bei euch auch kein seltenes Naturereignis. Ihr müsst uns doch Erfahrungswerte geben können!
Nach langem zögern ist die Gruppenentscheidung gefallen.
Keine Vulkan Besichtigung. Und so schlecht war die Entscheidung nicht. Am nächsten Tag haben wir erfahren, dass die Parkranger eine Besteigung aufgrund der Wetterbedingungen nicht erlaubt haben.
Trotz allem hätte ich wirklich sehr gerne den Vulkan bestiegen... Villaricca ist einer der 4 Vulkan mit aktiven Magma See im Inneren. In Äthiopien haben wir ein paar Jahre zuvor bereits mit dem Erta Ale unserer Chance verpasst. Damals waren anscheinend die Wege aufgrund der Regenzeit nicht befahrbar.
Aber wir hatten ein paar Tage später am Llaima nochmals eine Chance...und dort waren wir völlig alleine ohne Guide